Mein Aufenthalt im Ashram

Rishikesh

Rishi­kesh liegt rela­tiv weit oben im Nor­den ein­ge­bet­tet in den Ber­gen am Ufer des Gan­ges im Bun­des­staat Utta­rak­hand. Mit sei­nen zahl­rei­chen Ashrams und Yoga­schu­len wird es oft auch als die Welt­haupt­stadt des Yogas bezeich­net. Bekannt gewor­den ist der Ort durch einen Auf­ent­halt der Beat­les in den 60er Jah­ren.  Rishi­kesh ist für alle, die nach spi­ri­tu­el­len Erfah­run­gen suchen, ein sehr inter­es­san­ter Ort. Es gibt außer­dem zahl­rei­che Sou­ve­nir­lä­den, Ayur­ve­da-Shops, Mas­sa­ge­zen­tren & Cafés mit atem­be­rau­ben­der Aus­sicht auf den hei­li­gen Gan­ges. Beson­ders für Vege­ta­ri­er und Vega­ner ist Rishi­kesh ein Para­dies, da bis auf ganz weni­ge Aus­nah­men aus­schließ­lich vege­ta­ri­sches & vega­nes Essen ser­viert wird. Für mich war es schon seit län­ge­rer Zeit ein Wunsch, für eine gewis­se Zeit an einem Ort zu blei­ben, an dem man in die spi­ri­tu­el­le Welt ein­tau­chen kann. Rishi­kesh war daher ein­fach ein MUSS auf unse­rer Reiseroute.

Klima in Rishikesh

Im Janu­ar ist es noch rela­tiv kalt in Rishi­kesh. Das haben wir bei Anrei­se doch etwas unter­schätzt. In der Nacht sind es hier meis­tens nur 4–5 Grad und die Zim­mer im Ashram ver­fü­gen über kei­ne Hei­zung. Daher waren unse­re ers­ten Anschaf­fun­gen war­me Socken und eine Wärm­fla­sche. Tags­über ist hier jedoch Früh­lings­wet­ter mit Son­nen­schein und ange­neh­men 20 Grad.

Wenn man sich ein­mal an das Wet­ter gewöhnt hat, ist es eigent­lich ein sehr ange­neh­mes Kli­ma. Ab März/April wird es hier aller­dings auch schnell heiß (bis zu 45 Grad!).

Das Ashram Leben

Wie oben schon erwähnt gibt es in Rishi­kesh zahl­rei­che Ashrams. Wir haben uns für das Anand Pra­kash Ashram ent­schie­den, da es einen leich­ten Ein­stieg bie­tet. Hier gibt es nicht zu stren­ge Regeln und das Pro­gramm lässt Zeit für ein biss­chen Frei­zeit. Das Anand Pra­kash Yoga Ashram wur­de von Yogri­shi Vish­vek­tu und Ché­ta­na Pan­wer gegrün­det. Im Ashram wird Akhanda Yoga unter­rich­tet. Die­se Stil­rich­tung baut auf dem Hatha Yoga auf und wur­de von den Grün­dern ent­wi­ckelt. Best­an­tei­le des Unter­richts sind Pra­na­ya­ma­übun­gen, Asa­nas, Medi­ta­ti­on und das Sin­gen von ver­schie­de­nen Man­tren. Von 21.00 Uhr bis 09.00 Uhr wird im Ashram geschwiegen.

Programm im Ashram

Meditation & Yoga

  • 05:20 – 05:50 Gelei­te­te Meditation
  • 06:00 – 07:30 Yoga
  • 08:00 – 08:30 Agni Hotra – Fire Puja
  • 08:30 – 09:00 Frühstück
  • 10:15 – 11:15 Kar­ma Yoga (Sonn­tags)
  • 12:30 – 13:00 Mittagessen
  • 16:00 – 17:30 Yoga
  • 18:00 – 18:30 Abendessen
  • 19:00 – 20:00 Kir­tan Chan­ting (Diens­tags und Donnerstags)

Jeden Mor­gen läu­tet um 5.00 Uhr eine Glo­cke, die das Signal zum Auf­ste­hen gibt. In den ers­ten Tagen muss­ten wir uns erst mal an das frü­he Auf­ste­hen und das frü­he zu Bett gehen gewöh­nen. Nach ein paar Tagen hat sich der neue Rhyth­mus aber schnell ein­ge­pen­delt und oft wur­de man bereits vor dem Glo­cken­schlag von allei­ne wach.


Um 05:20 ver­sam­meln sich alle Ashram-Bewoh­ner aus­ge­stat­tet mit Decken, Win­ter­ja­cken und war­men Socken im gro­ßen Yoga­raum um zu medi­tie­ren. Ich habe für mich gemerkt, dass mir das medi­tie­ren am mor­gen im Ker­zen­licht beson­ders gut tut, da mein Geist zu die­ser Zeit noch frisch und nicht so viel in Bewe­gung ist. Nach der Medi­ta­ti­on fin­det die ers­te Yoga­stun­de des Tages statt. Beson­ders das Chan­ting und die vie­len Atem­übun­gen wäh­rend der Yoga­stun­de hat das Yoga für mich zu etwas Beson­de­rem gemacht.


Fire Puja

Vor dem Früh­stück trifft man sich am Feu­er zur Fire Puja. Die Fire Puja ist eine alte vedi­sche Tra­di­ti­on bei der ver­schie­de­ne Man­tren gesun­gen wer­den, um unter ande­rem die Vita­li­tät und die per­sön­li­che Gesund­heit zu stär­ken. Das Ritu­al wird auch häu­fig als kraft­vol­le Visi­on der stän­di­gen Ver­än­de­rung bezeichnet.


Kirtan Chanting

Außer­dem fin­det  zwei­mal wöchent­lich nach dem Abend­essen ein Kir­tan Chan­ting statt, was  mein per­sön­li­ches High­light im Ashram war. Die Ashram-Bewoh­ner und auch Gäs­te von außer­halb ver­sam­meln sich abends vor dem Feu­er zum gemein­sa­men Sin­gen mit musi­ka­li­scher Beglei­tung. Nach dem Chan­ting fühlt man sich ganz beseelt und geht glück­lich und zufrie­den ins Bett.


Karma Yoga

Ein­mal wöchent­lich am Sonn­tag steht eine Stun­de Kar­ma Yoga auf dem Pro­gramm. Kar­ma Yoga ist das Yoga des selbst­lo­sen Diens­tes. Für eine Stun­de lang wird im Ashram dort mit­ge­hol­fen wo Hil­fe benö­tigt wird. Wir haben in die­ser Zeit dabei mit­ge­hol­fen den Spei­se­saal wie­der auf Hoch­glanz zu bringen.


Die freie Zeit haben wir meis­tens auf der Dach­ter­ras­se des Ashrams ver­bracht, viel gele­sen & medi­tiert. Ab und zu hat es uns auch in eins der vie­len Cafés, die sich am Ufer des Gan­ges anein­an­der­rei­hen gezogen.

Das Essen im Ashram

Ashram Essen


Jede Mahl­zeit wird auf dem Boden sit­zend an einem klei­nen Tisch­chen ein­ge­nom­men. Das Früh­stück wird schwei­gend ver­bracht und an drei Aben­den der Woche wird eben­falls schwei­gend geges­sen. Das Essen hier im Ashram schmeckt wahn­sin­nig lecker. Es wer­den täg­lich drei frisch gekoch­te satt­vi­sche Mahl­zei­ten ser­viert. Bei satt­vi­schen Spei­sen han­delt es sich um frisch zube­rei­te­te Gerich­te, die eine posi­ti­ve Wir­kung auf unse­re Emo­tio­nen, unse­ren Geist und unse­re Stim­mung haben. Sie för­dern Klar­heit im Geist und sor­gen für Aus­ge­gli­chen­heit, Mit­ge­fühl und Zufriedenheit.


Zum Früh­stück gibt es Kräu­ter­tee, war­me Milch (alter­na­tiv Soya Milch), Obst, Dat­teln und ein Reis­ge­richt, Gemü­se mit Cha­pa­ti oder Por­ridge. Das Mit­tag­essen und Abend­essen  besteht meis­tens aus Reis und Cha­pa­ti und gekoch­tem Gemü­se. Zusätz­lich gibt es immer eine Dhalsup­pe, die wert­vol­le Pro­te­ine lie­fert. Da das Essen hier so lecker war, habe ich an meh­re­ren Koch­kur­sen teil­ge­nom­men. Die lecke­ren Rezep­te wer­de ich zu Hau­se nach­ko­chen und bald mit euch auf mei­nem Blog und in mei­nen Koch­kur­sen teilen.

Meine Erfahrung im Ashram

Der Ashram Auf­ent­halt war für mich eine unglaub­lich tol­le Erfah­rung. Die täg­li­che Medi­ta­ti­on hat mir gehol­fen mei­ne Gedan­ken zu beru­hi­gen. Sie hat mich gelehrt, wie wich­tig es ist, sei­nen Blick häu­fi­ger nach innen zu rich­ten, um sei­ne eige­ne Stim­me kla­rer wahrzunehmen.


Auch das Schwei­gen war eine gute Erfah­rung für mich. Beson­de­res wäh­rend der Mahl­zei­ten habe ich es als sehr ange­nehm emp­fun­den, da man so viel acht­sa­mer und kon­zen­trier­ter isst, die Gewür­ze wahr­nimmt und jeden Bis­sen genießt.


Ins­ge­samt haben wir fast drei Wochen im Ashram ver­bracht. Ich mer­ke, wie gut mir die Regel­mä­ßig­keit tut und wie wohl­tu­end es ist, mal wie­der für län­ge­re Zeit an einem Ort ein biss­chen zu Hau­se zu sein.


Ich wür­de einen Auf­ent­halt im Ashram jedem emp­feh­len, der Lust auf eine spi­ri­tu­el­le Erfah­rung hat, die Kör­per und Geist in Ein­klang bringt.


Karma Yoga
Kar­ma Yoga